Grußwort des ersten Vorsitzenden

aus der Jubiläums-Festschrift

Liebe Mitglieder und Freunde des Segler-Vereins Trave.

Hundert Jahre Vereinsgeschichte in wechselvollen Zeiten geben Anlass zur Rückbesinnung. Vorsitzender Peter KrügerAls unsere 15 Gründungsväter am 7. Dezember 1902 auf der Herrenfähre zu Lübeck den Segler-Verein Trave ins Leben riefen, haben sie wohl kaum erahnen können, welchen enormen Aufschwung der Segelsport nehmen würde. Zur Kaiserzeit war Segeln überwiegend noch ein elitärer Herrensport. Mehrere Vereinsgründungen aus jener Zeit aber hatten zum Ziel, den Segelsport einer breiteren Bevölkerungsschicht zu öffnen. So auch der von Handwerkern gegründete SVT, was in einer früheren Chronik als eine "weit vorausschauende mutige Tat" bezeichnet wird. Aber sie war erfolgreich. Grundlagen des Aufblühens waren von Anfang an Schaffenskraft, Aufbauwille und Kameradschaftsgeist; Tugenden, die noch heute beschworen werden.

Die Vereinsgeschichte verlief in diesen 100 Jahren natürlich sehr wechselvoll. Ereignisse wie zwei Weltkriege, Inflation, die Teilung Deutschlands, die Einführung der D-Mark, das Wirtschaftswunder und die spätere Wiedervereinigung mit der größer gewordenen Freizügigkeit haben auch auf unser Vereinsleben Einflüsse ausgeübt. Das, was in den hundert Jahren geschaffen wurde, gibt den Altvorderen recht. Aus den kleinen Anfängen der 15 Gründer mit sechs Booten ist der SVT auf stolze 350 Mitglieder angewachsen, und die Yachtliste weist heute Namen von über 160 Yachten und Jollen auf. Es ist im Wesentlichen die beschränkte Anzahl verfügbarer Liegeplätze im Vereinshafen und in Travemünde, die eine weitere Zunahme erschwert.

Von Anfang an entwickelte sich im SVT ein geselliges Vereinsleben. Man verbrachte seine Freizeit im Verein und nutzte jede Gelegenheit, mit seinem Boot hinauszufahren. Langfahrten waren eher die Ausnahme, üblicherweise waren die bevorzugten Ziele der damals noch motorlosen Yachten nicht allzu weit entfernt, aber Neustadt gehörte schin immer dazu. Die weit gesteckten Urlaubsziele vieler heutiger Fahrtensegler wurden erst im Laufe der Jahre mit modernen Schiffen und mehr Freizeit möglich. Wenn auch damals wie heute das Fahrtensegeln die Grundlage der seglerischen Aktivitäten des SVT darstellt, so beweisen die bereits 1931 zusammen mit dem SVH gegründeten Ostseewettfahrten aber auch eine entstandene sportliche Initiative des SVT. Nachdem diese viele Jahre im Rahmen der Lübecker Ostseewochen durchgeführt wurden, fanden sie später in den Gemeinschaftswettfahrten der Trave-Vereine ihre Fortsetzung. Andere Veranstaltungen und Aktivitäten kamen hinzu.

Dazu zählt neben der Ausübung des Segelsports auch die Aus- und Weiterbildung, z.B. zum Erwerb von Segelführerscheinen. Damit wurde schon in den 20er Jahren begonnen, besonders, um dem heranwachsenden seglerischen Nachwuchs eine solide Ausbildung zu gewährleisten. Kinder und Jugendliche, sowohl von Vereinsmitgliedern oder z.B. aus Schulen, erhalten in unserer aktiven Jugendgruppe reichlich Gelegenheit zur regelmäßigen Teilnahme an Ausbildung in Theorie und Segelpraxis im Optimisten oder in Jollen, sowie an ganzjähriger Freizeitgestaltung.

Im Verlaufe der 100 Jahre blieben unserem Verein einige Schicksalsschläge nicht erspart: Mehrmals war der SVT in seiner Existenz bedroht. Viermal hat er seine Bleibe verloren, war einige Male zum Umzug gezwungen und wurde 1950 von einem alles vernichtenden Feuer heimgesucht. Der Bootsbestand, die Hallen und die Messe wurden ein Raub der Flammen. Danach begann sofort der Neuaufbau am heutigen Platz, der nur durch den Einsatz aller eigenen und vieler weiterer hilfsbereiter Kräfte möglich war.

Der heutige SVT mit seinen modernen Anlagen ist das greifbare Ergebnis vieler Arbeitsdienste und freiwilliger Einsätze seiner Mitglieder, egal in welcher stets ehrenamtlich ausgeführten Funktion. Stillstand hat es nie gegeben. Haus, Platz und Hafen präsentieren sich in vorbildlicher Weise, die technischen Ausrüstungen mit Kran, für Bootstransport und Bootslagerung dienen nicht nur der Arbeitserleichterung, sondern einer deutlich erhöhten Sicherheit. Dass die Belange des Umweltschutzes ebenso vorbildlich befolgt werden, beweist die seit 1994 jährlich erhaltene Auszeichnung mit der Blauen Europa-Flagge.

Die derzeitigen Bauarbeiten für den Travetunnel, dicht neben unserer Messe und Halle, geben jedoch Anlass zu Wachsamkeit. Bleibt zu wünschen, dass an unseren Gebäuden keine Schäden entstehen werden, wie uns seitens der Baugesellschaft versichert wurde. Die öffentliche Anerkennung, die der SVT genießt, spiegelt sich nicht zuletzt in motivierenden Grußworten wider. Bisweilen aber müssen wir auch um Unterstützung bitten. So bedanken wir uns für jegliche Förderung durch die Hansestadt Lübeck, durch die Sport- und Seglerverbände, durch die Possehl-Stiftung, Firmen und andere Sponsoren sowie Privatpersonen.

Wir danken aber auch den befreundeten Vereinen für ihre Verbundenheit, die allen in der großen Seglergemeinschaft Stärke und Durchsetzungsvermögen verleiht, wenn es sich um die legitimen Interessen zur Ausübung unseres Sports und gegen überzogene Auflagen und Einschränkungen aus Politik und Verwaltung handelt. Das 100-jährige Jubiläum ist ein Meilenstein in der Geschichte unseres sowohl traditionsbewussten, als auch allem Modernen aufgeschlossenen Vereins. Ich blicke mit großer Zuversicht und Vertrauen auf eine erfolgreiche Zukunft unseres SVT in den kommenden Jahrzehnten.

Dem Segler-Verein Trave, seinen Mitgliedern, Angehörigen, Freunden und unserem schönen Segelsport gilt mein

Godewind Ahoi!

Peter Krüger, 1. Vorsitzender

Rückblick auf das Jubiläumsjahr 2002